Abgeschickt von kaschi am 04 November, 2003 um 12:02:10
Antwort auf: Zur Ehrenrettung der Ihagee Exakta Varex / VX von Thomas Gröger am 30 Oktober, 2003 um 02:13:00:
: Das gilt auch und sogar insbesondere für die Beiträge von "Winfried". Nur in einem Thread (http://www.baierfoto.de/forum/messages/2087.html) hat er meiner Meinung nach ein wenig daneben gelegen.
: Zur Exakta VX 500 schreibt er dort:
: "Wenn Du mit dem Ding tatsächlich ernsthaft fotografieren willst, würde ich mich Peters Meinung anschließen. Brauchbare modernere SLRs ohne klingenden Markennamen (z.B. Chinon, Cosina, Revue, Porst) kannst Du für das gleiche Geld bekommen, und sie sind erheblich besser für den normalen Einsatz geeignet."
: Da weiß ich erst mal gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich nummeriere mal.
: 1. Die erste nennenswerte Kleinbild-SLR der Welt war die "Kine-Exakta" von Ihagee...
Es ging aber in diesem Thread um ein VX500. Abgespeckte Zeitenreihe, relativ miese Qualität
:...Es gab zuvor schon einen obskuren Klotz aus Rußland, den man so bezeichnen konnte, aber das war ein schnell wieder in der Versenkung verschwundenes Ungetüm. Die Exakta dagegen wurde bis in die Siebziger Jahre kontinuierlich verfeinert und erwarb sich den Ruf einer exzellent verarbeiteten, hochwertigen und für den professionellen Einsatz geeigneten Kamera.
Ich glaube da spricht wohl eher das Wunschdenken des Sammlers mit. Anfang der 60iger hatte die Exakta ihren Zenit mit der Varex IIa erreicht. Danach wurde sie immer anfälliger in der Mechanik. Auch konnte man sich lange Zeit nicht von dem Aufbau von 1936 losreisen - in Dresden erst mit der RTL 1000 passiert - so das viele Sachen mit der Exakta die man von eienm modernen Profiwerkzeug erwartete nicht machbar waren (z.B. gekuppelte TTL-Belichtungsmessung). Auch hat das unsagbar enge Kamerabajonett eine Weiterentwicklung hochlichtstarker Objektive nicht zugelassen.
:...Dies bedeutete den weltweiten Durchbruch für das Konzept der einäugigen Kleinbild-Spiegelreflexkamera - es gibt also kaum eine Kamera von größerer historischer Relevanz als die Exakta. Außerdem stellen die Modelle Varex IIa bis VX 1000 wohl auch den Zenit in der Fertigungsqualität rein mechanischer Spiegelreflexkameras dar.
Bei der IIa gehe ich noch mit. Aber nach meiner Erfahrung kränkelt die IIB heute mit mangelhaften Verschlusstüchern und die VX 1000 mit einer generellen Fertigungsqualität rum.
:..Sicher, dann kamen die Japaner mit batteriebedürftigem TTL-Schnickschnack aus Plastik und eroberten (in gewisser Weise sogar zurecht) den Markt, aber an dem verdienten Ruhm der Exakta ändert das meines Erachtens nichts. Worauf ich hier hinaus will: Ein wenig Respekt, bitte. Ja, man kann mit dem "Ding" nicht nur "ernsthaft fotografieren", sondern man kann, wenn man die Arbeitsgeräusche filigraner Präzisionsmechanik dem Summen von Motoren vorzieht, bis heute mit keiner anderen SLR besser fotografieren. Für mich ist das kein "Fossil" oder "Dinosaurier", sondern ausgereifte Technik von zeitlosem Reiz.
Ja es ist aber ausgereifte Technik aus den 50igern die bis in die 70 gebaut wurde. Natürlich besitzen sie einen zeitlosen Reiz. Und natürlich macht es Spaß mit einer Exakta zu fotografieren. Aber doch auch nur, wenn man auf voll funktionsfähige Teile zurückgreifen kann.
: 2. Die Exakta-System ist gigantisch. Es gibt unzählige Objektive jeglicher Spezifikation von zahlreichen namhaften Herstellern, Prismensucher, Lichtschächte, Makro-Sucher, später - hört hört - diverse TTL-Sucher, 3D-Vorsätze, 3D-Sucher (!), Makro-Balgen, Reprogeräte und so weiter und so fort. Und das Schöne ist: Da dieses System lange Zeit konkurrenzlos den Markt dominierte, war es sehr weit verbreitet und man bekommt heute bei Ebay alles, was man selbst für ambitionierte Spezialfotografie braucht, vergleichsweise zum Schnäppchenpreis.
Der Schnäppchenpreis ist aber in der Regel auch nur bei weit verbreiteten Massenzubehör (Zwischenringe, Lichtschacht, einfaches Prisma)und preiswerten Objektiven zu finden. "diverse TTL-Sucher, 3D-Vorsätze, 3D-Sucher" gehört garantiert nicht dazu.
:..Eine vergleichbare Vielfalt bei erschwinglichen Preisen gibt es wohl nur für den M42-Anschluß, aber das bezieht sich eben nur auf die Objektive.
Und auch auf die Kameras. Und man bekommt bei M42 Gehäusen auch schon die besseren Verschlüsse, oft eine TTL Belichtungsmessung und Innenblendenauslösung manchmal sogar mit Offenblendemessung.
: 3. Die Exaktas sind ganz einfach bildschön und edel. Egal welches Modell: Jede Exakta kann man, nachdem man mit ihr fotografiert hat, anstatt in den Schrank in die Vitrine stellen.
Ja.
: 4. Wenn auch die Kameras selbst sowie die Systemkomponenten zur Zeit noch vergleisweise günstig zu haben sind, so wird doch aufgrund der historischen Relevanz und der grandiosen Optik
... die grandiosen Optiken haben aber auch schon ein Alter von über 30 Jahren - also vor der Mehrschichtvergütung, vor asphärischen Linsen, vor FE-Gliedern. Natürlich gibt es sehr gute Objektive zur Exakta die Locker jedes neue Zoomobjektiv in die Tasche stecken. Aber gegenüber modernen Spitzenoptiken sind sie oft nur noch gut.
:der Kameras das Interesse der Sammler mit der Zeit eine Verknappung auf dem Markt bewirken, was den Wert der Kameras steigen lassen wird. In den Beschreibungen bei Ebay treten nach meinem Eindruck bereits mehr und mehr die "Sammlerargumente" in den Vordergund. (Ich bin mir bei diesem Punkt allerdings nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um ein "Pro" handelt. Denn die Vorstellung, daß große Mengen funktionstüchtiger Spitzenausrüstung nur noch in Vitrinen verstaubt anstatt im Einsatz am Leben erhalten zu werden, gefällt mir eigentlich nicht.)
Ist sogar noch schlimmer, oft sterben die Kameras erst in den Vitrinen (Tuchverschlüsse verkleben, Blenden Verharzen). Staub ist da das geringste Problem
: 5. Wer das Fotografieren erlernen will, macht dies am zweckmäßigsten mit einer mechanischen Spiegelreflexkamera, bei der einem keine Automatik die Entscheidungen abnimmt.
Ja, allerdings sollte man sich auf die Grundfunktionen seiner Kamera schon verlassen können.
Und da sind viele Exaktas leider einfach schon zu alt.
Und eine funktionierende Belichtungsmessung dürfte einem positiven Lerneffekt auch nicht entgegenstehen.
Thomas, der auch lange Zeit mit allen möglichen Exaktas /Exas fotografiert hat aber wegen der mangelten Zuverlässigkeit im Alter (Kameras und Objektive)auf ein modernes System umgestiegen ist.